Dekubitus

BVMed-Umfrage zur Hilfsmittelversorgung: "Gefahr zweier Versorgungsklassen bei Patienten mit Dekubitus"

Patienten, die Hilfsmittel gegen Dekubitus benötigen, sind generell zufriedener, wenn sie selbst das Produkt ausgewählt haben. Die selbstständige Auswahl ist allerdings meist gut informierten Patienten wie beispielsweise aktiven Rollstuhlfahrern vorbehalten. Ältere Patienten in stationären Pflegeeinrichtungen sind oftmals nicht dazu in der Lage, ihre Hilfsmittel eigenständig auszuwählen und somit auf Entscheidungen der GKV angewiesen. Diese Ergebnisse resultieren aus zwei Online-Umfragen des Dekubitus Forums des Bundesverbands Medizintechnologie, BVMed. "Es besteht die Gefahr zweier Versorgungsklassen bei Patienten mit Dekubitus. Deshalb sollten auch passive Patienten bzw. ihre Angehörigen in den Auswahlprozess mit einbezogen werden", so das Dekubitus Forum.

Die erste Umfrage richtete sich ausschließlich an Pflegekräfte, die oftmals Schwerstpflegebedürftige versorgen und spiegelt somit eher den Erfahrungsschatz bettlägriger, passiver Patienten wider. An der zweiten Umfrage beteiligten sich knapp 200 Patienten, Angehörige und Pflegekräfte. Hier zeigte sich, dass 55 Prozent der befragten Patienten, die Antidekubitus-Hilfsmittel nutzen, das Hilfsmittel selbst auswählten und 22 Prozent die Auswahl gemeinsam mit dem Versorger trafen. Die Zufriedenheit mit dem ausgewählten Produkt ist dabei mit einem Wert von 84 Prozent sehr hoch.

Bei der ersten Umfrage des Dekubitus Forums stellte sich heraus, dass 55 Prozent der Befragten der Meinung waren, Krankenkassen hätten den größten Einfluss auf die Auswahl des Hilfsmittels. Weiterhin empfanden fast zwei Drittel der Pflegekräfte den Produktpreis als häufigstes Entscheidungskriterium. Ein wichtigeres Kriterium sollte nach Ansicht der Befragten allerdings die Wünsche der Patienten und Angehörigen sein.

Nach Ansicht des BVMed betont dieses Ergebnis die Wichtigkeit, zwischen aktiven und passiven Patienten zu unterscheiden und beide in die Auswahl des Hilfsmittels mit einzubeziehen. „Patienten, die sehr stark auf Hilfsmittel angewiesen sind, beispielsweise Rollstuhlfahrer, sind die besten Produktexperten und sollten ihre Versorgung individuell mitbestimmen. Aber auch passive Patienten müssen so gut es geht in den Auswahlprozess mit einbezogen werden, damit sie nicht in die Raster der Kostenträger fallen“, so Daniela Piossek, Hilfsmittelexpertin des BVMed. Gleiches müsse auch für Patienten gelten, bei denen die Gefahr eines Druckgeschwürs bestehe. "Ärzte, Pflegende, Patienten und Angehörige sind hier gemeinsam aufgefordert, ihr Augenmerk auf die Prävention zu legen, statt hinterher aufwändig und kostenintensiv zu behandeln", so die BVMed-Expertin.

Unter Dekubitus versteht man ein Druckgeschwür, das entsteht, wenn ständiger Druck auf bestimmte Hautareale deren Versorgung mit sauerstoffreichem Blut verhindert. Druckgeschwüre zählen zu den chronischen Wunden. Betroffen sind in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen. Das Dekubitus Forum, das durch Mitgliedsunternehmen des BVMed-Fachbereichs "Hilfsmittel gegen Dekubitus" gegründet wurde, hat sich u. a. zum Ziel gesetzt, eine patientenorientierte Versorgung und Produktauswahl durch Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.

Weitere Informationen zum Thema gibt es unter www.bvmed.de/themen/Dekubitus.

Medienkontakt:
Manfred Beeres
Leiter Kommunikation/Pressesprecher
Tel: 030 246 255-20
E-Mail: beeres(at)bvmed.de
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